Schwitzhütte ist ein starkes Ritual zur Rückanbindung, Reinigung und Heilung. Es wirkt auf mehreren Ebenen und ist kein hohles Indianerritual oder Natursauna oder so. Ich möchte dazu ein paar Zeilen schreiben.
Ich bin mit 18 das erste Mal in der Schwitzhütte gesessen, das war in 1982. Wir waren eine Clique Hippies, die alles ausprobiert haben, was wir interessant fanden. Wir waren noch sehr unerfahren, und einige Menschen von damals haben nie aufgehört in die Schwitzhütte zu gehen, sie haben von Medizinleuten gelernt, traditionell eine Hütte zu leiten und sind selbst zu Medizinleuten geworden.
Der Aufbau der Schwitzhütte ist ein Abbild unseres Planetensystems. Das Feuer steht für das männliche Prinzip und die Sonne. Die Schildkröte zwischen dem Feuer und der Hütte symbolisiert den Mond und ist der Altar für alles, was lebendig ist. Für viele indigene Gesellschaften ist alles in der Natur lebendig und schützenswert. Jede Pflanze, Wasser, Steine, Tiere, Menschen, alles was schwingt ist lebendig. Die Schwitzhütte selbst ist die Erde, die Mutter Erde, wir befinden uns in der Gebärmutter, wenn wir in der Hütte sitzen, zurückversetzt in eine Zeit, als alles noch in Ordnung war, im beschützenden Mutterleib. In der Hütte können wir uns mit diesem heilen pränatalen Zustand verbinden. Jeder hat diesen Zustand ganz tief in sich drin gespeichert. Anbindung bedeutet auch, sich als ein Teil des Grossen und Ganzen zu fühlen. Von einer Mutter geboren, die den Samen des Vaters in sich aufgenommen hat, die Verschmelzung von männlicher und weiblicher Energie, da liegt unser Ursprung, da kommen wir her.
Die glühenden Steine symbolisieren den Samen, der befruchtet. In der Hütte sitzend sind wir Zeuge dieses einzigartigen Momentes. Unser Ursprung, yeah, welch ein Glück, das wir geboren sind und mehr oder weniger gesund sind. Wie schön, das wir gemeinsam in der Schwitzhütte sitzen und uns erinnern, das die ursprünglich für uns geltenden Gesetze nichts mit Bevormundung zu tun haben, sondern mit Liebe und gesundem Menschenverstand. Wir ehren, was uns gegeben wurde, wir ehren, das wir geboren sind, das uns Mutter und Vater gross gezogen haben, das sie uns gegeben haben, was ihnen zur Verfügung stand und das sie uns nicht gegeben haben, was sie nicht konnten. Wir erzeugen Selbstverantwortung und lassen davon los, das andere an unserer persönlichen Situation Schuld sind. Wir sind selber gross und die Vergangenheit ist vorbei und wir übernehmen Verantwortung für unser Handeln. In der Schwitzhütte durchleben wir 4 Runden, 4 Himmelsrichtungen, 4 Phasen der menschlichen Existenz, 4 Elemente.
Das ganze wirkt wie eine Reise, die beschwerlich oder leicht sein kann. Es hilft, sich auf den Atem zu konzentrieren, die Aufmerksamkeit vom Kopf in den Körper zu lenken. Sich hinlegen, sich hingeben und loslassen. Du stirbst kleine Tode in der Hütte, längst fällige Muster fallen von dir ab. Wenn du den Prozess kontrollieren willst, wenn deine Angst oder dein Ego dich davon abhalten wollen, dich zu entwickeln, wenn du alles festhalten willst, wirst du eine schwere Geburt haben, einen schweren Tod. Wenn du loslassen kannst, schwimmst du mit Leichtigkeit durch die Stromschnellen deiner Entwicklung. Deine Entscheidungen werden gehört.
Deine Dankbarkeit findet Gehör, deine Gebete bekommen den Raum, der nötig ist, damit alle Wesenheiten auf diesem Planeten von deinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt sind. Deine klare Absicht verbindet sich mit dem Wasserdampf, um sich dann mit dem Wind in alle Richtungen zu verteilen. Etwas unter Zeugen auszusprechen ist eine Entscheidung, Klar und Zielgerichtet, nicht beliebig, nicht schwammig, nicht Fähnchen im Wind. Du hast dich entschieden, Ehrenwort, auf dich ist Verlass.
Die Hitze, die Enge, vielleicht Atemnot, das Gefühl durch ein Nadelöhr schlüpfen zu müssen, das ist dein persönlicher Einsatz, den kannst du nicht kaufen oder ergaunern, den musst du bestehen.
Wir sitzen in der Hütte um die innere Ordnung wieder herzustellen, Energien auszugleichen, Unausgeglichenheit aufzuspüren und wertschätzend zu verabschieden. Wir schwitzen alles aus, was gehen will, was nicht mehr zu uns passt. Die Zeit ist vorbei, wo es uns dienlich war, wo wir es gebrauchen konnten, weil es uns beschützt hat oder liebgewonnene Gewohnheiten waren.
Etwas stirbt in dir, jedes mal lässt du etwas zurück. Wenn du die Hütte verlässt, streifst du es am Ausgang ab, du wirst wieder geboren. Du hast eine neue Chance, dein Leben selbstbestimmt zu leben. Doch im Lauf der Zeit vergisst du es wieder und du gehst wieder in die Hütte, um dich zu erinnern und um für deine Leute zu beten und für alles was dir gerade wichtig ist, willkommen, wir freuen uns auf dich.